Heinrich Friedrich FÜGER

Heilbronn 1751 – 1818 Wien

Selbstbildnis mit Hut

 

Öl/Leinwand, 67,5 x 54 cm

Rückseitige Etiketten:

Maschingeschriebens Etikett; 66. Autoritratto -Mezzo / busto di faccia con cappello / bruno. Giubba verde e / sciarpa bianca. / Federico Arrigo Füger / (1751 – m.1818) / olio su tela.

Am Keilrahmen mehrere Nummern: 831. – S.A.B. 57

Rundes Etikette: Accorsi Pietro – Antichita  – Via Po, 55 Torino – handschiftlich: 621 / 2.

Am Keilrahmen: roter Siegelabdruck mit Wappen und 9-zackiger Krone (Familienwappen der gräflichen Familie Schlick)

Provenienz:

Familie Schlick, Böhmen, (Lt. Wilczek, Heinrich Friedrich Füger. Seine Gemälde und Zeichnungen. Masch. Diss, Wien 1925, 66 x 50 cm, Öl/Lwd., Text S. 48, Abb. 2: böhmischer Privatbesitz).

Pietro Accorsi (Antiquitätenhändler in Turin, 1891 – 1982, war einer der bedeutendsten Kunsthändler Italiens) – Italienischer Privatbesitz.

Literatur:

Carl Wilczek, Heinrich Friedrich Füger. Seine Gemälde und Zeichnungen, maschingeschr. Dissertation, Wien 1925, S. 48, WV 2. – Robert Keil, Heinrich Friedrich Füger, 1751 – 1818, Wien 2009, S. 81, 253, WV 178 mit Verweis auf Wilczek.

Das kleinformatige Selbstbildnis ist in der zweiten Hälfte der 80er Jahren des 18. Jahrhunderts entstanden. In der Komposition und im Ausdruck entspricht es dem großformatigem Selbstporträt, das Füger in einem weitaus größeren Bildausschnitt als Kniestück zeigt. Doch in der Kopfhaltung und der noch einfacheren Kleidung unterscheidet es sich auch von dem großformatigen Bildnis, das eher einer repräsentativeren Darstellung entspricht. Ein ebenso großes Gegenstück, das zeitgleich entstanden ist, zeigt seinen Bruder Gottlieb Christian Füger (Wien, Österreichische Galerie Belvedere, LG 49 – Leihgabe der Akademie der Bildenden Künste, Wien).

Das heute in Kiel verwahrte großformatige Porträt Fügers wurde 1790 in der Jahresausstellung der Akademie in Wien gezeigt und 1791 von Pfeifer gestochen. Das legt den Schluss nahe, dass das Gemälde nicht lange vor der Jahresausstellung angefertigt wurde, da die Künstler zu diesen Anlässen immer ihre aktuellsten Arbeiten vorstellten. Wilczek ordnete das Kieler großformatige Selbstporträt als Frühwerk in die 70er Jahre ein. Doch zu dieser Zeit entstanden Miniaturporträts der beiden Brüder, die den hier gezeigten Porträts nicht entsprechen (siehe R. Keil, Füger, Wien 2009, WV 26, Heinrich und sein Bruder Gottlieb am Klavier, Aquarell auf Elfenbein).

Während das großformatige Werk (zusammen mit dem als Gegenstück konzipierten Porträts seines Bruders) einen repräsentativen Charakter aufweist, zeigt das kleinformatige Brustbild viel stärker die Persönlichkeit des Dargestellten – das Porträt könnte als Übertragung einer Miniatur in ein Gemälde verstanden werden. Gerade in seinen Porträtminiaturen konnte Füger die Mimik, den Ausdruck, die Gefühlsstimmung treffend darstellen.

Man kann diese Gestaltungsprinzipien unter folgenden Punkten zusammenfassen:

  1. Die Dynamik der Komposition ergibt sich aus der Drehung der Profilhaltung im Oberkörper und dem frontal auf den Betrachter ausgerichteten Kopf, der noch eine kleine Bewegung nach oben aufweist.
  2. Der Oberkörper tritt aus dem neutralen, in braunen Tönen, gehaltenen Hintergrund – das von der rechten Seite einfallende Licht wirft, verursacht durch den Hut, den Schatten auf die rechte Seite des Gesichts.
  3. Die sichtbaren Pinselstriche, die relativ dünne Malschicht, sprechen eher für eine Momentaufnahme der Befindlichkeit des Künstlers;
  4. Hier kommt der psychologische Faktor hinzu – das läßt sich durch den Vergleich des letzten Selbstporträts kurz vor seinem Tod 1818 belegen, in dem sich die Veränderung seines psychischen Zustands ganz klar ablesen läßt (Liechtenstein, The Princely Collections Wien Vaduz, Inv. GE2413).

Füger wandte diese kompositorischen, technischen und psychologischen Gestaltungsprinzipien eher in den kleinformatigen Porträtminiaturen an, die seinem freien gestischen Malstil eher entsprachen als die repräsentativen, eher auf realistische Wiedergabe ausgerichteten, großformatigen Porträts und genau darin besteht die künstlerische Qualität, die Fügers Selbstporträt so einzigartig macht.

Österreichische Privatsammung