
Giovanni Battista Naldini
Florenz 1535 – 1591 Florenz
Studien
Recto – Neptun und Herkules mit dem Löwen
Verso – Allianzwappen der Familie Medici und Gedicht in italienischer Sprache
Feder in Braun, 21 x 15 cm
Provenienz: Privatsammlung, Genf/Schweiz
Die bisher als venezianisch 18. Jahrhundert geltende Zeichnung weist jedoch ganz bestimmte Charakteristika auf, die für eine zeitliche und regionale Einordnung nach Florenz in das späte 16. Jahrhunderts sprechen. Die Virtuosität der freien und spontan mit Feder ausgeführten Striche und Schraffuren weisen auf eine künstlerische Richtung hin, die die Zeichnung – das DISENGO – als Wesensmerkmal der Kunst sieht. Die erste Idee ist hier nicht die Wiedergabe der geschlossenen Körperform, sondern die Dynamik und das gegenseitige Wechselspiel von abstrakten Linien, die die IDEA in die Zeichnung übertragen. Man kann hier im übertragenen Sinn die Verwirklichung des kunsttheoretischen Begriffs Disegno beobachten.
Das Wappen auf der Rückseite zeigt die Verbindung des Hauses Medici mit einer anderen adeligen Familie. Es zeigt wahrscheinlich die Allianz, die durch die Hochzeit von Herzog Ferdinando Medici mit Christine von Lothringen im Jahr 1589 besiegelt wurde.
Zur künstlerischen Einordnung:
Für die in Florenz tätigen Künstler kommt vor allem Battista Naldini in Frage, der aus dem Kreis von Vasari und Pontormo deren Formensprache aufnahm wie auch durch seinen Romaufenthalt die graphischen Formulierungen aus dem Kreis der Künstler um Perino del Vaga, der ein früher Vertreter des virtuosen graphischen Stils war, aufnehmen konnte. Entwürfe Naldinis (München, siehe Abbildung; Dublin, Paris) zu dem Fresko „Kreuzabnahme Christi“ in der Kirche San Simone, Florenz können als Vergleich herangezogen werden. (Master Drawing, vol. 5, No. 4, Winter 1967, p. 384-386, illustrations p. 437-440). Sie zeigen sowohl die mit vielen Strichen ausgeführten Umrisse der Körper als auch die Schraffuren für die Partien im Schatten.
Preis: 16.800 €