Josef BERGLER d. Jüngere

Salzburg 1753 – 1829 Prag

Männlicher Torso

Rötel, schwarze Kreide, 48,8 x 27 cm
Monogrammiert und datiert: J.B. den 22. November 1773

Die künstlerische Begabung Josef Berglers, Sohn des gleichnamigen Künstlers, wurde von seinem Vater bereits von früher Kindheit an gefördert. Graf Firmian, Kardinal und Fürstbischof von Passau, gewährte ihm einen 10jährigen Studienaufenthalt in Italien, wo Bergler vor allem in Mailand mit dem aus Tirol stammenden Martin Knoller zusammenarbeitete. Die Zeichnung ist noch vor Berglers Italienaufenthalt entstanden und zeigt, abgesehen von ihrer unglaublich starken plastischen Wirkung und starken Expressivität, alle Stilelemente, die Studenten der Wiener Akademie während ihres Zeichenstudiums erarbeiten mussten. Vor allem Jakob Matthias Schmutzer (1733 – 1811) lehrte diese Methode, Plastizität durch Gruppierungen von Parallelschraffuren unter Verwendung der roten Kreide zu gestalten, an der 1766 von ihm gegründeten Kupferstecherakademie. Schmutzer wiederum konnte dies während seines Frankreichaufenthaltes im Studio des Pierre Alexandre Willes kennenlernen. Die Verwendung der roten Kreide war in Österreich bis dahin eher unüblich.
Die rötliche Farbe der Kreide verstärkt in der Schilderung des Körpers noch das plastische Element. Obwohl die Zeichnung aus rein graphischen Elementen aufgebaut ist, erhält sie eine sehr fließende Bewegung, da die Flecken mit den Parallelschraffuren sich in ihren Kurven der Oberfläche des Körpers anpassen. Somit ist hier bewusst ein Widerspruch sichtbar: aus graphischen Mitteln (die scharfkantigen Linien entsprechen den Graten beim Kupferstich) wird eine Zeichnung gestaltet, die durch die fließenden Linien wiederum eine malerische Komponente erhält. Nach Berglers Rückkehr aus Italien arbeitete er von 1786 bis 1800 noch einmal in Passau und übersiedelte danach nach Prag, wo er in der im selben Jahr gegründeten Akademie als Lehrer wirkte.

Preis: 11.600 €